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Fahren bei Wind und Wetter

Gegen Wind und Wetter gibt es für Motorradfahrer heute durch entsprechende Bekleidung besten Schutz. Das Fahren im Regen erfordert allerdings große Aufmerksamkeit und angepassten Fahrstil. Zu den entsprechenden Tipps der ADAC Motorradexperten für Fahrspaß bei jedem Wetter gehört auch das richtige Verhalten bei Gewittern.

Wie viele Motorradfahrer reine „Schönwetter-Fahrer“ sind, besagt keine Statistik. Weil in unseren Breitengraden aber oft Regen fällt, endet manche Touren auch im Nassen – bei mehrtägigen Ausflügen stimmen Witterung und Vorhersage nicht immer überein. „Unter solchen Bedingungen müssen Aufmerksamkeit sowie Konzentration steigen und das Tempo reduziert werden“, nennt ein ADAC Experte die Grundvoraussetzung für sichere Fahrt: „Im Nassen muss der Fahrstil noch runder sein und das Bremsen noch feinfühliger. Das erfordert reichlich Übung und Erfahrung.“

Bei einem ADAC Sicherheitstraining können außerdem unnötige Ängste vor Nässe abgebaut werden, die zu gefährlichen Verkrampfungen führen. Das richtige Kurvenfahren mit reduzierter Schräglage sowie das Bremsen bei Nässe braucht Training, um ein stimmige Balance zwischen Selbstvertrauen und Respekt zu finden. Weil der Unterschied zwischen Trocken- und Nass-Grip der Reifen stark vom Belag der jeweiligen Fahrbahn abhängig ist, führt an der Praxis kein Weg vorbei. Nur im Regen kann Fahren im Regen perfektioniert werden.

Beispielsweise das Anbremsen von Kurven: Der Bremsvorgang muss vor dem Einlenken abgeschlossen sein, um eine sichere Führung des Vorderrades zu gewährleisten und Stürze zu vermeiden. Eine geringere Geschwindigkeit wird mit Bremsen und der „Motorbremse“ durch Runterschalten erreicht. Dass mancher nasse Straßenbelag fast zur Rutschbahn wird und leidige Bitumenstreifen sowie weiße Fahrbahnmarkierungen noch glitschiger sind, sollte stets einkalkuliert werden.

Das gilt auch für andere „Motorrad-Fallen“ wie Dohlendecken, Metallplatten vor Brücken, Sand oder Schmutz – besonders in ländlichen Gegenden oder in den Alpen, wo Land- und Weidewirtschaft betrieben wird. Mit vorausschauender Fahrweise kann solchen Stellen meist ausgewichen werden. Wenn nicht, sollten Bremsen und Gasgeben vermieden werden und die Hindernisse in möglichst stumpfem Winkel überfahren werden.

Bei griffigem Asphalt können selbst bei Nässe hohe Bremsverzögerungen erreicht werden. Allerdings ist die Gefahr hoch, dass dabei das Vorderrad blockiert. Blitzartiges Lösen und Nachgreifen erfordert größte Routine - oder ein wirkungsvolles ABS. „Ein gutes Antiblockiersystem kann bei rutschiger Fahrbahn unglaubliche Verzögerungswerte in den Asphalt stempeln, die selbst extrem routinierte Testfahrer nicht erreichen“, unterstreicht der ADAC, ABS als Kaufentscheid fürs nächste Motorrad zu berücksichtigen.

Die Aquaplaninggefahr ist beim Motorrad übrigens geringer als beim Auto mit vier breiteren Reifen. Sie droht bei sehr hohem Tempo und hohem Wasserstand auf der Fahrbahn aber dennoch.

Für die meisten motorisierten Verkehrsteilnehmer sind bei Gewittern vor allem schlechte Sicht, Hagelschauer, Windböen, abgerissene Äste und andere Hindernisse auf der Fahrbahn gefährlich. Für Motorradfahrer aber auch die Blitze selbst. In Statistiken stehen als „Blitzopfer“ zwar vornehmlich Fußgänger, Wanderer, Golfer, Sportler und Arbeiter in Außenbereichen – doch auch Motorrad- und Fahrradfahrer trifft es.

So am Pfingstmontag 2010 einen 60jährigen Yamaha-Piloten mit seiner Ehefrau als Sozia, die auf der Straße nahe dem fränkischen Steinbach am Wald ein Blitz erwischte. Die Fuhre kam zu Sturz und beide wurden verletzt – allerdings nicht durch den Blitz. Michael Kienzle, Gewitterexperte beim Online-Wetterdienst Donnerwetter.de lieferte dafür die Erklärung: „Das Motorrad muss die höchste Erhebung im größeren Umkreis gewesen sein, sonst hätte der Blitz sicher woanders eingeschlagen. Etwa 50 Menschen werden bundesweit jährlich durch Blitze verletzt, die wenigsten aber getötet.“ Und das, obwohl die Energien bei einem Gewitter riesengroß sind: Eine bis zehn Millionen Volt und 10 000 bis 40000 Amper.

Die ADAC Abteilung Fahrzeugtechnik rät im Falle eines Gewitters mit Blitz und Donner im Freien generell hohe Standorte wie Bäume, Masten, aber auch Metallkonstruktionen wie Zäune oder Gitter zu meiden. „Wer mit Fahrrad oder Motorrad unterwegs ist, sollte nicht den höchsten Punkt im Gelände bilden, sich schleunigst in Sicherheit bringen und Abstand vom Gefährt halten“, heißt es in der entsprechenden ADAC Information. Am besten sollte man sich unter einer Brücke oder einem Vordach unterstellen.

Am sichersten ist man in Häusern mit Blitzschutzsystemen, aber auch Auto-Insassen haben es besser als Zweiradfahrer. Die wissenschaftliche Begründung stammt vom Engländer Faraday. Er erkannte schon lange vor der Erfindung des Automobils: Der Aufenthalt innerhalb eines Blechgehäuses, das auch die Gitterstruktur eines „Käfigs“ haben kann, ist beim Blitzeinschlag unbedenklich, solange es keine Berührung des Metalls von innen gibt.

Motorräder sollten wegen der Sturzgefahr bei Hagel nicht gefahren werden. Sie können aber auch durch starken Seitenwind instabil werden oder sogar im wahrsten Sinne des Wortes aus der Bahn geworfen werden. Brücken, Schneisen oder Straßen oberhalb der Baumgrenze und an Meeresküsten sind besonders gefährlich. Die Geschwindigkeit sollte vorsorglich gedrosselt werden, um nicht auf die Gegenfahrbahn zu geraten. Die Windwirkung hängt allerdings stark von der seitlichen Angriffsfläche ab, der Silhouette von Motorrad und Fahrer. Mancher voll verkleidete Luxustourer hat so seinen Steuermann nicht erst bei Autobahn-Etappen überrascht.

[ eingetragen am: 2015-10-15 22:02:41 ] [ Quelle: ADAC ]